Test: G&L Tribute S-500, E-Gitarre - AMAZONA.de (2024)

Eine Strat aus Leos Vermächtnis

12. November 2019

G&L Tribute S-500

Zugegeben, bislang sind die Instrumente von G&L eher unter dem Radar gesegelt und entsprechend rar in ihrer Verbreitung. Das hat sich aber in der letzten Zeit deutlich geändert, denn das Sortiment der US-Firma, einst gegründet von keinem Geringeren als Leo Fender, wächst und wächst spürbar. Ganz neu im Programm ist dieG&L Tribute S-500, eine E-Gitarre, die sich nur marginal von Leos Meisterstück, der Stratocaster, unterscheidet und dank fernöstlicher Fertigung mit einem günstigen Preis lockt. Alles an ihr ist aber nicht aus Fernost, die Pickups und die Schaltung stammen aus US-Produktion von G&L und stellen eine Besonderheit in dieser Preisklasse dar. Doch eins nach dem anderen!

G&L Tribute S-500 – Facts & Features

Allenfalls in der leicht abgeänderten Gestaltung des Korpus sowie der Kopfplatte unterscheidet sich dieG&L Tribute S-500von der klassischen Stratocaster, wie wir sie alle kennen. Ansonsten aber ist das Instrument eindeutig als Strat-Kopie zu identifizieren, zumindest was die äußere Hülle betrifft. Unter dem Vintage White Finish versteckt sich jedoch nicht etwa ein Stück Esche oder Erle, als typischer Tonhölzer für eine Strat, sondern Mahagoni. Das hat zum einen Auswirkungen auf das Gewicht des Instruments, ganz so leicht ist die G&L Strat nämlich nicht, und zum anderen natürlich auchauf dessen Klang, der durch Mahagoni in eine ganze andere Richtung führt. Die cremefarbene Lackschicht wurde sauber und deckend aufgetragen, sodass man keine Rückschlüsse darüber erhalten kann, wie viel Teile Holz für den Korpus verwendet wurden.

Der Hals – trotz Lack kein Kleben

Fehlen ja nur noch Brillanzen und ein gutes Attack im Sound, oder? Dafür sorgt der eingeschraubte Hals, der aus einem einteiligen Stück Ahorn besteht und mit einer hochglänzenden Lackschicht versiegelt wurde – komplett, von oben bis unten und von vorne bis hinten quasi. Also auch das zusätzlich aufgeleimte Griffbrett, was mir persönlich ja schon ein paar Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Doch die Befürchtung, dass mit zunehmender Feuchtigkeit der Greifhand der Spielfluss durch unangenehmes Kleben des aufgetragenen Lacks gebremst wird, erwies sich in der Praxis dann doch eher als (fast) unbegründet. Sicherlich erfordert ein solch komplett lackierter Hals eine Eingewöhnungszeit bzw. ein Umstellen für die Spieler, die normalerweise auf einer unbehandelten bzw. nur mit einer Satinlackschicht behandelten Halsrückseite unterwegs sind. Saitenzieher, Slides und schnelle Lagenwechsel der Greifhand muss man hier für sich selbst neu definieren,ich hatte aber an dieser Stelle auch schon erheblich „klebrigere“ Modelle unter meinen Fingern.

Keine Diskussionen gibt es bei der Qualität der Bundierung und des Sattels – hier wurde absolut sauber gearbeitet, nichts steht über, ist scharfkantig oder fällt durch unangenehmes Reiben auf. Mit einer Sattelbreite von nur 41, 3 mm, dem schlank gehaltenen C-Shape-Profil der Halsrückseite, den Jumbo-Bünden sowie einem 12″ Griffbrettradius bietet dieG&L Tribute S-500gute Voraussetzungen für ein bequemes Bespielen des Halses in all seinen Positionen.

G&L Tribute S-500 – saubere Verarbeitung des Griffbretts

G&L Tribute S-500 – Hardware & Pickups

Auch Leo Fender war das Problem mit den verstimmungsfreudigen Vintage-Vibratos bekannt. Abhilfe sollte das Dual Fulcrum System schaffen, das im Gegensatz zu dem Fender Vintage Vibrato und seinen sechs Befestigungsschrauben über zwei massive Stehbolzen verfügt, in die der Vibratoblock und seine Messerkanten gepresst werden. Dieses Vibratosystem hat auch auf der Decke der S-500 seinen Platz, zusammen mit einem steckbaren Vibratohebel, der frei von Spiel in seiner Buchse agiert. Das System arbeitet erstaunlich zuverlässig, das kann ich an dieser Stelle schon mal verraten. Verstimmungen treten nur bei massivem Drücken des Hebels auf und das trotz der sechs No-Name-Mechaniken, die an der Kopfplatte für den entsprechenden Gegendruck sorgen. Die Funktion der Tuner kann man im Großen und Ganzen als zufriedenstellend bezeichnen, wenn mal Geld übrig sein sollte, könnte man ja hier mit Marken-Hardware die Gitarre technisch sinnvoll aufpolieren.

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G&L Tribute S-500 Dual-Fulcrum Vibrato

Bei den drei verbauten Singlecoils hat man bei G&L wohl keine Kompromisse eingehen wollen und derTribute S-500einen Satz US-Pickups (G&L MFD Singlecoils) in das dreilagige, weiße Pickguard eingesetzt. Zunächst wirkt alles wie gewohnt: Fünfwegeschalter, ein Mastervolume-Poti sowie die zwei obligatorischen Tone-Potis bieten das gewohnte Bild einer Strat. Entsprechend ist auch die Schaltung gestaltet: Front-Pickup, Mittel- und Front-Pickup, mittlerer Pickup solo, mittlerer Pickup und Steg-Singlecoil sowie Steg-Singlecoil solo sind die möglichen Optionen. Eine Besonderheit verbirgt sich jedoch hinter dem mittleren Poti, denn dieses ist eine Push-Pull-Variante, die es nach Anheben ermöglicht, entweder den Steg-Pickup zusammen mit dem Singecoil am Hals oder aber alle drei Tonabnehmer gleichzeitig zu nutzen. Das erweitert das Klangspektrum einer klassischen Strat-Schaltung natürlich noch einmal deutlich!

Einziger Haken an einer ansonsten runden Sache ist die etwas zähe Funktion des Potis, das sich selbst mit trockenen Fingern nur mühsam anheben lässt. Die Regler selbst laufen butterweich auf ihren Achsen und auch der Fünfwegeschalter rastet satt und knackig in seinen Positionen ein. Fast scheint es so, als hätte man nicht nur die Pickups, sondern auch gleich den Rest der Elektronik aus Fullerton, dem US-Sitz des Herstellers, nach Indonesien eingeflogen. Von dort kommt sie nämlich, dieG&L Tribute S-500 E-Gitarre, ein Sticker auf der Rückseite der Kopfplatte verrät dies.

G&L Tribute S-500 Push-Pull-Poti für zusätzliche Sounds

G&L Tribute S-500 – In der Praxis!

Trocken angespielt zeigt die S-500einen recht ausgewogenen Klang. Ganz so spritzig, wie etwa eine klassische Strat mit ihrem Korpus aus Erle oder Esche, zeigt sie sich mit ihrem Mahagonikorpus allerdings nicht. Die Bespielbarkeit ab Werk ist gut gelungen, die Saitenlage unseres Testinstruments war angenehm justiert, genau so könnte man mit dem Instrument auf die Bühne gehen. Und dann den Klang der Tonabnehmer genießen, das absolute Highlight an dieser E-Gitarre! Sie machen nicht nur dem doch etwas müden Grundsound mächtig Beine, sondern überzeugen zudem durch ihr sehr offenes und differenziertes Klangbild, gekrönt durch die Möglichkeit, den Steg-Singlecoil zusammen mit dem am Hals zu benutzen. Eine Option, die ich während der Testdauer gerne und oft benutzt habe: Der Steg-Pickup liefert den „Knack“, die Schärfe und die Durchsetzungskraft, während der Kollege am Hals warme, glasige Bässe und eine Portion „Vintage-Schmatz“ beisteuert. Ein Cleansound, bei dem kaum Wünsche offen bleiben!

Ein ähnlich überzeugendes Bild liefern die drei Tonabnehmer ab, wenn wir das Gain am Verstärker erhöhen. Vom gefürchteten 50-Hz-Brummen ist allenfalls bei „Death-Metal-Verzerrung“ etwas zu bemerken, im mittleren Zerrbereich hingegen überzeugen die MFD-Pickups mit einer wunderbar agilen Dynamik und einem differenzierten Klangbild, das auch mehrstimmige Akkorde nicht zu einem Brei verschwimmen lässt. Ein ganz starker Auftritt!

G&L Tribute S-500 – Die Klangbeispiele

Für die folgenden Klangbeispiele habe ich dieG&L Tribute S-500 E-Gitarre an meinen Referenz-Amp Orange Micro Dark angeschlossen. Der war verbunden mit einer 1×12″ Celestion Vintage 30 Box, vor der ein AKG C3000 Mikrofon platziert wurde. Die Tracks wurden ohne Effekte aufgenommen, lediglich eine Angleichung der Pegel in Logic Audio fand statt.

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Author: Cheryll Lueilwitz

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